Wenn bei Instandhaltungsarbeiten am Wassernetz aus einem Hydranten Wasser auf die Straße läuft, sorgt das nicht selten für Unverständnis. „Da wird doch Trinkwasser verschwendet!“ – mit diesem Vorwurf sehen sich die Monteure des Wasserversorgers RheinHunsrück Wasser dann immer wieder konfrontiert. Doch was für Außenstehende zunächst irritierend wirkt, ist in Wahrheit eine gezielte und notwendige Maßnahme zur Sicherung der Trinkwasserqualität.

Spülen für sauberes Wasser aus dem Hahn

Trinkwasser gilt als das am besten kontrollierte Lebensmittel in Deutschland. Damit es beim Verbraucher in einwandfreier Qualität ankommt, müssen die Versorgungsleitungen regelmäßig gereinigt und überprüft werden. Bei einer Netzspülung wird Wasser gezielt durch einzelne Abschnitte des Rohrsystems geleitet und an definierten Punkten – meist über Hydranten oder Spülventile – abgelassen.

„Im Laufe der Zeit können sich in den Leitungen Ablagerungen bilden – zum Beispiel Eisen oder Mangan“, erklärt Daniel Dautermann, Wassermeister beim Zweckverband RheinHunsrück Wasser. Diese Stoffe sind zwar gesundheitlich unbedenklich, können jedoch zu Trübungen oder Geschmacksveränderungen führen. „Selbst wenn das Wasser sicher ist, beeinträchtigen solche Veränderungen das Vertrauen der Bevölkerung in die Versorgung. Deshalb handeln wir hier vorausschauend.“

Gezielt, effizient, unverzichtbar

Besonders in älteren Rohrnetzen oder in Abschnitten mit geringer Fließgeschwindigkeit steigt das Risiko von Ablagerungen. Hier setzen die Spülungen gezielt an. Mithilfe modernster Technik wird die Strömung so gelenkt, dass möglichst viel Sediment aus dem System gespült wird – ohne unnötigen Wasserverlust.

Dass dabei Wasser sichtbar aus Hydranten strömt, wirft bei Anwohnern nicht selten Fragen auf – vor allem, wenn in heißen Sommern zeitgleich zum Wassersparen aufgerufen wird. Doch der Wasserversorger stellt klar: Die bei den Spülungen verwendeten Wassermengen sind im Verhältnis zum Gesamtdurchsatz gering, ihr Nutzen für die Trinkwasserhygiene dagegen enorm. „Wer heute nicht spült, riskiert morgen Qualitätseinbußen“, so Dautermann.

Hygiene ist kein Luxus, sondern Pflicht

Die Maßnahme dient auch der Erfüllung gesetzlicher Anforderungen. Die Trinkwasserverordnung schreibt den Betreibern eine regelmäßige Überwachung und Instandhaltung ihrer Anlagen vor. Netzspülungen sind ein fester Bestandteil dieses Qualitätsmanagements.

„Wir verstehen, dass der Anblick von auslaufendem Wasser Fragen aufwirft“, sagt der Wassermeister. „Aber genau diese Spülungen sind notwendig, damit das Wasser, das aus dem Hahn kommt, jederzeit höchsten Ansprüchen genügt.“

Versorgungslage beim Zweckverband ist stabil

Die Versorgungssituation im Gebiet von RheinHunsrück Wasser ist trotz häufiger Trockenphasen stabil. Das Wasser stammt aus dem Neuwieder Becken, einem geologisch günstigen Grundwasserleiter. RHW darf jährlich bis zu 7 Millionen Kubikmeter fördern, aktuell sind es rund 5,5 Millionen. Selbst an Hitzetagen mit Spitzenverbräuchen bleibt die Versorgung gesichert.

Werkleiter Steffen Liehr betont: „Solange Sie im Rhein noch Wasser sehen, ist auch im Grundwasserleiter darunter noch ausreichend davon vorhanden.“ Das Wasser ist dabei von sehr guter Qualität – eine aufwendige Aufbereitung ist kaum nötig.

Trotz dieser komfortablen Lage ruft RHW zu einem bewussten Umgang mit Wasser auf. Denn jeder eingesparte Kubikmeter spart Energie: Das Wasser muss in mehreren Stufen auf die Höhen des Hunsrücks gepumpt und dort wieder druckgemindert werden. Achtsamkeit beim Verbrauch dient also nicht nur der Umwelt, sondern auch der Effizienz der Versorgung.

Bürgerfreundlich und transparent

Der Zweckverband setzt bei seinen Spülaktionen nicht nur auf moderne Technik, sondern auch auf transparente Kommunikation. Monteure vor Ort verteilen neuerdings bei Bedarf Info-Flyer an Anwohnende, die das Vorgehen erklären. Zudem stehen auf der Website des Unternehmens weiterführende Informationen zu geplanten Maßnahmen bereit.

Bürgerinnen und Bürger, die Fragen zur Spülmaßnahme in ihrem Ortsteil haben, können sich telefonisch (06747 126-0) oder per E-Mail (info@rhwasser.de) an den Kundenservice wenden.